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Das passende Geschirr und die gefährlicher Folgen bestimmter Modelle [Anzeige.]

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit AGILA Haustierversicherung

Immer mehr Hunde werden an einem Geschirr geführt. Die Regale in den Tiergeschäften sind voll und die Auswahl wird gefühlt immer größer. Gar nicht so einfach, ein passendes Geschirr zu finden. Nicht selten sieht man Hunde, dessen Geschirr überhaupt nicht passt oder Mitarbeiter in Tierbedarfsgeschäften, die Modelle empfehlen, die den Bewegungsapparat einschränken und dem Hund auf Dauer schaden können. Es lohnt sich also, einmal genauer hinzusehen.

 

Vorab möchte ich einmal auf die Vor- und Nachteile ganz allgemein von Geschirren eingehen, bevor wir uns die einzelnen Modelle genauer ansehen.

 

Der entscheidende Vorteil bei der Nutzung eines Geschirrs liegt darin, dass der empfindliche Bereich der Kehle und der Nackenwirbelsäule nicht unter Druck steht oder gar verletzt wird, sobald der Hund zieht. Daher ist es wichtig, einen Welpen oder grundsätzlich jeden Hund, der noch nicht leinenführig ist, an einem Geschirr zu führen. Auch bei dem Einsatz einer Flexi- oder Schleppleine ist ein Geschirr unumgänglich. Die Verletzungsgefahr wäre bei einem Halsband einfach viel zu groß, falls der Hund plötzlich losrennen sollte. Der Nachteil bei der Nutzung eines Geschirrs besteht darin, dass der Hund mehr Kraft zum Ziehen entwickeln kann, weil er mit seinem gesamten Körper zieht und nicht nur mit seinem Kopf bzw. Hals. Dieser Umstand darf jedoch nicht dazu führen, dass ein noch nicht leinenführiger Hund aus Bequemlichkeit an einem Halsband geführt wird, weil er „sonst noch mehr zieht“. Jeder Hund sollte in der Leinenführigkeit trainiert werden. Ein permanentes Ziehen ist nicht nur für seinen Körper unvorteilhaft, sondern versetzt den Hund auch in Stress. Und für einen selbst ist es ja auch nicht schön :) Ich persönlich nutze sowohl ein Halsband, als auch ein Geschirr. Püppi ist bereits komplett leinenführig. Sie trägt im Alltag ein Halsband, bei der Autofahrt ein Geschirr, weil sie daran angeschnallt wird. Herrscht Leinenpflicht, nutze ich für sie gerne mal eine Flexileine, die dann ebenfalls an einem Geschirr befestigt wird. Maybe ist auch schon sehr gut leinenführig, daher trägt sie im Alltag ebenfalls ein Halsband. Das Geschirr kommt zum Einsatz, wenn ich aufgrund der Leinenpflicht eine Schleppleine nutze. Wenn man ein Geschirr nutzt, dann sollte es richtig sitzen, denn ein schlecht sitzendes Geschirr kann mehr Schaden anrichten, als es Nutzen bringt. Ein falsch sitzendes Geschirr kann auf Dauer schwere Schäden am Bewegungsapparat verursachen. 

Daher schauen wir uns die verschiedenen Modelle einmal genauer an. 

Das Führgeschirr

Wir alle kennen wohl das Führgeschirr. Hier gibt es verschiedenen Modelle, die alle gemeinsam haben, dass der Bauchgurt und die Halsung, die über den Kopf gezogen wird, durch einen Brust- und Rückensteg verbunden werden. Je nachdem, wie das Geschirr aufgebaut ist, ergeben sich unterschiedliche Formen, wie zum Beispiel die uns wohl allen bekannte Y-Form des beliebten AnnyX Geschirrs. Zug auf der Leine wird auf diese Weise optimal auf den Körper verteilt.

Ich nutze ebenfalls die Geschirre der Firma AnnyX. Sie haben den Vorteil, dass sie großzügig an mehreren Stellen verstellbar sind. Es gibt zahlreiche Größen, die es zudem auch in einer langen und kurzen Version gibt, sodass für jeden Körperbau die passende Größe gefunden werden kann. Ein unschlagbares Argument für Führgeschirre allgemein ist, dass sie den Schulterbereich untangiert lassen. So kann sich der Hund frei bewegen und wird beim Laufen nicht in seiner Bewegung eingeschränkt.

Es ist enorm wichtig, dass dieses Geschirr perfekt eingestellt wird. Die Halsung darf nicht zu klein sein, denn sonst drückt das Geschirr auf den Kehlkopf und beeinträchtigt die Atmung. Der Bauchgurt sollte mindestens „zwei Finger breit“ hinter dem Ellbogen sitzen, daher darf der Rückensteg nicht zu kurz sein.

Unsichere Hunde müssen eventuell erst daran gewöhnt werden, ein Geschirr über den Kopf anzuziehen. Dies kann man trainieren, indem man es kleinschrittig mit Leckerlis aufbaut und der Hund seinen Kopf durch die Halsung stecken muss, um an den Keks zu gelangen. Sollte sich der Hund trotz Training mit der Prozedur unwohl fühlen, so gibt es bei der Firma AnnyX sog. „Open Fun“ Brustgeschirre, bei dem zusätzliche Schnallen angebracht sind, sodass das Geschirr angezogen werden kann, ohne dass der Kopf durch die Halsung geführt werden muss. 

Step-In Geschirre

Diese Geschirre sieht man meistens bei kleinen Hunden oder Welpen. Der Hund muss mit seinen Beinen durch vorgesehene Löcher in das Geschirr einsteigen, sodass es nur noch auf dem Rücken verschlossen wird. Dieses Geschirr ist in der Regel sehr weich, sodass keine Gefahr besteht, dass Druck oder Scheuerstellen entstehen.

Für größere Hunde ist diese Variante ungeeignet. Es gibt weiterentwickelte Modelle, bei denen Gurte über die Schultern laufen und auf dem Rücken geschlossen werden. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass der Bewegungsapparat auf Dauer geschädigt wird, da die Bewegungsfreiheit der Schultern dauerhaft eingeschränkt ist. Dieses Modell hat zudem den Nachteil, dass es nicht verstellbar ist und es daher einem Glückstreffer gleicht, dass es perfekt sitzt. 

Kommen wir nun zu einem leider sehr verbreiteten Geschirr, dessen Nutzung mir Bauchschmerzen bereitet: das Norwegergeschirr. Leider erfreut es sich absoluter Beliebtheit, was wahrscheinlich größtenteils daran liegt, dass es in vielen Tiergeschäften immer wieder empfohlen wird, wenn Menschen sich beraten lassen. Ich gebe gerne zu, dass die seitlich mit Klettverschluss angebrachten Sprüche wie „Schmutzhund“ oder „Kampfschmuser“ durchaus lustig sein können. Leider lenkt dieser Niedlichkeitsfaktor nur davon ab, wie gefährlich dessen Nutzung ist.

Quer vor der Brust verläuft ein Gurt, der über die Schultern hinweg an einem Bauchgurt befestigt ist. Auf dem Rücken befindet sich oft eine Art Griff, der für viele Menschen kaufentscheidend sein könnte. Diesen durchaus nützlichen Griff findet man aber auch an zahlreichen anderen Geschirren, die nicht die unten aufgeführten Nachteile mit sich bringen.

Das Anlegen dieses Geschirrs ist denkbar einfach, doch das ist auch gleich der einzige Vorteil. Ich formuliere das gerne so deutlich, weil ich mit diesem Artikel die Aufklärung leisten möchte, die eigentlich in den Tiergeschäften am Regal stattfinden sollte. Diese Geschirre sind gefährlich. Der gesamte Schulterbereich ist durch diese Form derart eingeschränkt, dass es zu Problemen im Bewegungsapparat kommen muss. Durch den Gurt vor der Brust ist es dem Hund nicht möglich, sich mit den Vorderbeinen frei zu bewegen. Raumgreifende Bewegungen in der Vorderhand sind nicht möglich. Der Brustgurt sollte in der Höhe des Brustbeins sitzen. In der Realität sitzt dieser jedoch meistens wesentlich höher, sodass der empfindliche Bereich rund um den Kehlkopf mit Zug belastet wird. Dies gilt es ja gerade durch den Einsatz eines Geschirrs zu vermeiden. Sobald der Hund den Kopf neigt, um am Boden zu schnüffeln, werden durch den Gurt die Atemwege beeinträchtigt. Zudem kann sich ein Hund sehr schnell selbst befreien.

Die oben erwähnten Klettaufkleber gibt es meistens für die Variante des Norwegergeschirrs, die auf dem Rücken einen Sattel habe, ähnlich wie bei einem Pferd. Hier mag zwar der Brustgurt verstellbar sein, aber alle anderen Nachteile gelten auch hier. Hinzu kommt hier sogar, dass der Schulterbereich noch stärker eingeschränkt wird. Ein natürlicher Gang ist hier nahezu unmöglich. Hinzu kommt, dass der Bereich unter dem Sattel im Sommer sehr schnell zu warm sein kann.

Gerade bei dem Norwegergeschirr, welches selbst im perfekt sitzenden Zustand zahlreiche Nachteile für den Bewegungsapparat mit sich bringt, wünsche ich mir einfach eine bessere Aufklärung in den Tiergeschäften, aber auch von Menschen, die es besser wissen müssten. Nicht selten sieht man bei Tierärzten/-innen und Tierkliniken in den Wartezimmern den einen oder anderen „Kampfzwerg“ oder „Balljunkie“. Ich würde mir wünschen, dass auch in Tierarztpraxen mehr über dieses Thema aufgeklärt wird. 

 

Fazit: Ein Geschirr bringt viele Vorteile mit sich, wenn es gut sitzt. Wer sich unsicher ist, sollte einen fachkundigen Händler aufsuchen oder ein Video bzw. Fotos an den Hersteller schicken und diesen nach dem Sitz des Geschirrs fragen. Es besteht zudem die Option mit dem Geschirr einen Physiotherapeuten für Hunde aufzusuchen und diesen um Anpassung des Geschirrs zu bitten. Auf Dauer kann ein falsch sitzendes Geschirr physiologische Nachteile mit sich bringen, die es mit aller Kraft zu vermeiden gilt. Geschirr ja, dann aber richtig.

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